Turnfahrt 2015
Zum Kaiserstuhl und zur Kahnfahrt im Taubergiessen
In diesem Jahr lag unser Glück sehr nah. Keine langen Anfahrt- und natürlich auch keine langen Rückfahrtwege standen uns bevor. Das alles begleitet von sommerlichen Temperaturen und – mindestens solange wie wir uns draussen aufzuhalten hatten – von recht viel Sonne. 24 „Mannen“ hatten sich heuer für den Zweitägigen angemeldet und 24 sind auch erschienen. Pünktlich um 7.45 Uhr verliessen wir Therwil in Richtung Norden, diesmal nicht mit Dieter, sondern mit Wolfgang am Steuer. Das Ziel Endingen am Kaiserstuhl lag nur eine knappe Stunde vor uns. Die einen waren bereits hellwach und plauderten drauf los und eine andere Gruppe gehörte eher ins Kapitel der Siebenschläfer und genoss auf ihre Art den monotonen Ton des Busmotors. Das Organisationsteam bestand aus Christoph, Fredy und Werner. Im Laufe der Fahrt über die A5 teilte uns Werner viel Interessantes über die Gegend mit und u.a. warum der Vulkanhügel den Namen Kaiserstuhl zugesprochen bekam.
Der erste Halt galt dem Kaffee/Gipfel (mit Ausnahme von Pieder – er mag keine Gipfeli und erhielt ein Brötchen). Dazu wurden wir in grosszügiger Weise von Christoph eingeladen. Nochmals vielen Dank für diese erste Aufmunterung.
Endingen mit seinen Riegelhäusern ist ein sehr sympathisches Dorf, in dem man sich sofort wohl fühlen kann. Von hier aus wanderten wir
über zum Teil tiefliegende Wege, die fast an kleinere Schluchten erinnern, hinauf auf Hügel, die eine umfassende Aussicht über das breite Rheintal bis zu den Vogesen bieten. Ein wirklich sehr schöner Anblick.
Auf einem dieser kleinen Hügel wurde der Apéro angerichtet, der Fredy Egli gesponsert hatte.
In der Mitte dieser Wanderung führte uns der Weg wieder langsam hinunter nach Königschaffhausen, wo wir „à la carte“ unser Mittagsessen im Gasthaus Adler bestellen durften.
Essen, Bier und Wein: alles schmeckte vorzüglich und mit dem Retourgeld, das zuvor von Werner ausgehändigt wurde, kamen wir uns alle wie kleine Krösusse vor. Nach dem Essen zogen es einige vor, nicht zu wandern, sondern im Schatten zu jassen. Der grosse Rest nahm aber den flachen Weg unter die Füsse, allerdings unter einer sengenden Sonne, die uns bis Endingen Gesellschaft leistete. Dort stiessen auch die Jasser wieder zu uns, wo wir gemeinsam lokale Weine in einem kühlen Gebäude, später sogar im Keller degustieren durften.
Hier nahmen dann auch die „Strapazen“ des ersten Tages ihr Ende. Wir wanderten durch das Dorf unserem Nachtlager, dem Hotel Engel entgegen. Etwa um 19.30 Uhr durften unsere Bäuche wieder gefüllt werden und zwar mit einem dreigängigen lokalen Gericht, das auch wieder ausgezeichnet schmeckte.
Da war noch diese Geschichte mit den Biertellern.
Für mich eine recht interessante und amüsante Sache in dem Sinne, dass man nur einmal abrechnen muss. Der Bierteller fungiert sozusagen als Kreditkarte und jede Konsumation wird darauf einfach mittels Strich oder Zahlen festgehalten. Eigentlich war an diesem Abend der Bierteller einer Identitätskarte weit überlegen und nützlicher, da Letztere seit „Schengen“ überhaupt niemand mehr interessiert. Ganz anders stand es da um den Bierteller. Der war mindestens im lokalen Bereich Ausweis und Kreditkarte zu gleich!
Der zweite Tag begann wie der erste mit viel Sonne und zu uns gesellte sich Dieter, unser Chauffeur, den wir aus früheren Turnfahrten bestens kannten. Am zweiten Tag fuhren wir nach Rheinhausen, wo die Turnfahrt zur Kahnfahrt mutierte.
Fast, aber nur fast ein wenig nach dem Motto in Hoffmanns Erzählungen „komm in die Gondel, schöne Nacht, du Liebesnacht“. Aber uns fehlte dazu einfach das weibliche Geschlecht und zudem war es taghell. Spass bei Seite: Die Kahnfahrt begeisterte alle gleichermassen. Das Gleiten auf dem ruhigen Wasser mitten in ursprünglicher Natur war ein wahrer Leckerbissen für Körper, Geist und Seele. Wir verteilten uns auf 3 Boote, die bis 10 Personen fassen können und von einer Art „Gondoliere“ sicher durch die Mäander und Schwellen geführt werden. So gegen 11 Uhr hatten wir wieder festen Boden unter den Füssen
und da lud uns Fredy zum zweiten Mal zum Apéro ein. Ganz herzlichen Dank Fredy für diese Zwischenverpflegungen. Danach umkreisten wir das völlig ebene Gelände zu Fuss im Schatten des Waldes bis wir unseren am Einstiegsort verlassenen Bus wieder besteigen konnten.
In der Trotte-Stube – immer noch in Rheinhausen – wurde ein wahres Kontrastprogramm geboten. Von der Ruhe in der unverfälschten Natur gerieten wir in den Strudel einer totalen Feststimmung mit viel Betrieb und alter Schlagermusik. Letztere hauchte manch einem wieder Leben in seine alten Knochen ein und erinnerte ihn an vergangene Zeiten, in denen die Leichtigkeit des Seins noch keine Utopie war. Die Bedienung – trotz der vielen Leute – die dort versammelt waren, klappte hervorragend, bestens organisiert. Die Freundlichkeit und Fröhlichkeit mit der bedient wurde, hat viele von uns sehr beeindruckt. In dieser Beziehung sind wir in der Schweiz nicht mehr so verwöhnt. Auch hier war die Essensqualität tadellos.
Wir hatten nach dem Essen Gelegenheit, von der Familie Baumann viel Interessantes über die Kelterei zu erfahren, und die Anlagen zu besichtigen.
Inzwischen war es etwa 15.30 Uhr und da setzte erstmals leichter Regen ein.
Unser letzter Etappenhalt war Breisach. Das Städtchen hätte eine Besichtigung verdient, doch die meisten unter uns zogen es vor, auf direkten Weg in eine Konditorei zu verschwinden und dem Regen auszuweichen. Schlimm ist das nicht, haben wir doch jederzeit die Möglichkeit den verpassten Besuch auf eigene Faust nachzuholen. Die Busreise bis nach Therwil verlief problemlos und ziemlich genau um 18 Uhr verliessen wir den Bus dort wieder wo das Trottoir rot gefärbt ist.
Wiederholungen sind langweilig. Aber wenn einem während zweier Tage so viel geboten wird, ist jede Wiederholung erlaubt: Es war wieder eine Turnfahrt der Superlative und das Wetter stimmte auch noch dazu. Die Organisatoren hatten jederzeit alles im Griff. Wir können ihnen nur danken und für das Gelungene gratulieren. Ein berühmter Mann würde dazu noch beifügen: da kommt Freude auf!
Bei uns allen auch.
Willy Lützelschwab